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Mehr als nur Excel und Jira: Wie Ihr PMO im Mittelstand für echten strategischen Durchblick sorgt

22. Oktober 2025
5 Min. Lesezeit
Mehr als nur Excel und Jira: Wie Ihr PMO im Mittelstand für echten strategischen Durchblick sorgt

Viele Project Management Offices (PMOs) in deutschen mittelständischen Unternehmen kennen das Gefühl: Die Projektlandschaft wächst, Dutzende, wenn nicht Hunderte Projekte laufen parallel, und alle sollen auf die übergeordneten Unternehmensziele einzahlen. Das Tagesgeschäft wird jedoch von manuellen Excel-Tapeten, Outlook und Insellösungen wie Trello oder Jira dominiert. Der Sprung vom reinen Verwalten einzelner Projekte zur strategischen Steuerung des gesamten Portfolios scheint eine gewaltige Herausforderung zu sein.

Doch gerade hier liegt eine riesige Chance. Studien zeigen, dass kleine und mittlere Unternehmen mit einem etablierten PMO nicht nur erfolgreicher sind, sondern im Projektmanagement sogar doppelt so häufig zu den Top-Performern gehören wie Großunternehmen. Sie sind oft besser darin, ihre Projekte konsequent an der Unternehmensstrategie auszurichten. Dieser Artikel zeigt Ihnen den Weg, wie auch Ihr PMO vom administrativen Verwalter zum unverzichtbaren strategischen Partner wird.

1. Der entscheidende Perspektivwechsel: Machen Sie nicht nur Projekte richtig, sondern die richtigen Projekte

Viele Unternehmen betreiben Multiprojektmanagement – sie führen viele Projekte parallel durch und versuchen, jedes einzelne erfolgreich abzuschließen. Der wahre strategische Hebel liegt jedoch im Projektportfoliomanagement. Der Unterschied ist fundamental:

  • Multiprojektmanagement fragt: "Wie führen wir unsere Projekte effizient durch?".
  • Projektportfoliomanagement fragt: "Machen wir überhaupt die richtigen Projekte, die den größten Wert für unsere Strategie liefern?".

Für das PMO bedeutet dies einen Kulturwandel. Die Rolle entwickelt sich weg vom rein operativen "Projekt-Polizisten" hin zum wertschöpfenden Change-Agent und strategischen Partner der Geschäftsführung. Es geht darum, Standards zu setzen, für Transparenz zu sorgen und eine ganzheitliche Sicht auf alle Initiativen zu etablieren.

2. Sprengen Sie die digitalen Fesseln: Warum Excel und Trello nicht genug sind

Ein Großteil der PMOs in KMUs arbeitet noch mit Excel-Tabellen und Outlook für Projektlisten und Statusberichte. Obwohl diese Werkzeuge vertraut sind, stoßen sie bei der Steuerung eines komplexen Portfolios schnell an ihre Grenzen.

Die Excel-Falle

Excel als PPM-Werkzeug ist ineffizient und fehleranfällig. Die typischen Probleme sind:

  • Fehlende Echtzeit-Daten: Informationen sind oft veraltet, sobald der Bericht erstellt ist.
  • Hoher Pflegeaufwand und Fehleranfälligkeit : Manuelle Konsolidierung von Daten ist zeitaufwendig und birgt Risiken.
  • Mangelnde Mehrbenutzerfähigkeit : Versionschaos und Inkonsistenzen sind vorprogrammiert.
  • Versteckte Kosten: Der enorme Zeitverlust bei der manuellen Datenpflege ist ein oft unterschätzter Kostenfaktor.

Die Grenzen von Task-Management-Tools

Werkzeuge wie Trello oder Jira sind im Projektmanagement weit verbreitet, decken aber primär die Aufgabenverwaltung auf Teamebene ab. Für eine strategische Portfoliosicht fehlen ihnen entscheidende Funktionen:

  • Keine Portfolio-Übersichten: Eine konsolidierte Sicht auf alle Projekte, deren Status und Abhängigkeiten ist nicht vorhanden.
  • Fehlende Ressourcenplanung: Eine bereichsübergreifende Planung der Mitarbeiterauslastung ist unmöglich.
  • Mangelnde strategische Funktionen: Features wie strategische Priorisierung oder Was-wäre-wenn-Analysen fehlen gänzlich.

Trello ist ein reines Arbeitsorganisations-Tool , und Jira ist primär für agile Softwareteams konzipiert. Sie gehören in den Werkzeugkasten eines PMOs, aber nicht als alleinige Lösung zur Portfoliosteuerung.

3. Effizienz und Transparenz: Die Eckpfeiler des modernen PMO

Um den Sprung zum strategischen Partner zu schaffen, muss das PMO zwei Kernaufgaben meisterhaft beherrschen: die Steuerung der Ressourcen und die Schaffung von Transparenz.

Zentrales Ressourcenmanagement einführen

Bei über 50 oder gar 150 parallelen Projekten wird das Ressourcenmanagement zur größten täglichen Herausforderung. Projekte scheitern oft, weil die effiziente Verteilung von Mitarbeitern über alle Vorhaben hinweg nicht gelingt. Ein modernes PMO steuert die Kapazitäten unternehmensweit, um Überlastungen und Konflikte zu vermeiden. Dies erfordert Transparenz über die Auslastung, damit Engpässe frühzeitig erkannt werden.

Professionelles Reporting etablieren

Transparenz über alle Projekte ist für ein PMO essenziell. Das manuelle Erstellen von Statusberichten in PowerPoint oder Excel ist jedoch extrem zeitaufwendig. Die Lösung liegt in automatisierten Dashboards und digitalen Projektportalen. Diese liefern die richtigen Kennzahlen für die strategische Steuerung in Echtzeit und ermöglichen es dem Management, fundierte Entscheidungen zu treffen. So kann das PMO jederzeit auf einen Blick zeigen, welche Projekte im roten Bereich sind und wo Ressourcen knapp werden.

4. Den Wertbeitrag sichtbar machen: Von Output zu Outcome

Ein häufiger Vorwurf an PMOs lautet: "Ihr erzeugt nur Bürokratie, wo ist der Mehrwert?". Um die eigene Daseinsberechtigung zu untermauern, müssen PMOs ihren Fokus verschieben: weg von der reinen Messung des Outputs (fertige Deliverables) hin zur Messung des Outcomes (erzielte Geschäftsergebnisse). Der Erfolg eines Projekts misst sich nicht nur an der Einhaltung von Zeit und Budget, sondern am realisierten Nutzen, wie Kosteneinsparungen oder Umsatzsteigerung. Durch Methoden des Benefits Realization Management kann das PMO den ROI der Projekte fortlaufend belegen und sicherstellen, dass nur Initiativen verfolgt werden, die einen echten Wertbeitrag leisten.

5. Ein Blick in die Zukunft: Hybrides Management und KI

Die hybride Realität meistern

Die meisten Unternehmen managen heute einen Mix aus klassischen Wasserfallprojekten und agilen Teams. Ein modernes PMO bevorzugt keine Methodik, sondern managt den Mix. Es etabliert Governance-Standards, die für beide Welten passen, und agiert als Enabler, der flexible Methodenwahl zulässt – nach dem Motto "Guardrails over strict controls".

Künstliche Intelligenz: Hype oder Revolution?

Künstliche Intelligenz (KI) wird die Welt des Projektmanagements nachhaltig prägen. Auch wenn viele Projektmanager heute noch kaum Erfahrung mit KI-Tools haben, zeichnen sich bereits konkrete Anwendungsfälle für PMOs ab:

  • Automatisierte Statusberichte
  • Präzisere Risiko- und Ressourcenprognosen
  • KI-gestützte Szenario-Analysen für die Portfolio-Planung

Für PMOs, die heute noch in der Excel-Welt feststecken, ist es wichtig, realistisch zu bleiben. KI wird den menschlichen Faktor nicht ersetzen, kann aber Routinearbeiten erleichtern und die Entscheidungsfindung verbessern. Der erste Schritt muss jedoch sein, die Grundlagen wie Transparenz und saubere Prozesse zu meistern. Nur dann ist man bereit, von KI wirklich zu profitieren, sobald die Technologie echten Mehrwert liefert.

Fazit

Der Weg vom reaktiven Verwalter zum proaktiven Gestalter ist für PMOs im Mittelstand nicht nur eine Möglichkeit, sondern eine Notwendigkeit. Indem Sie den Fokus von Einzelprojekten auf das strategische Portfolio verlagern, veraltete Werkzeuge durch moderne PPM-Software ersetzen und Ihren Wertbeitrag klar nachweisen, positionieren Sie Ihr PMO als unverzichtbaren Motor für den Unternehmenserfolg. Holen Sie Ihr Team dort ab, wo es steht – oft bei Excel und E-Mail – und begleiten Sie es auf dem Weg zu einer professionalisierten, zukunftsfähigen Organisation.

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